„Der Zyklus gehört zum Frausein dazu“

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Bereits 2020 bin ich Marcus und Anne von hormonfreiverhueten.com online begegnet. Die Beiden führen nicht nur zwei Blogs zur hormonfreien Verhütung und zum unverfüllten Kinderwunsch, sie haben auch einen inspirierenden YouTube-Kanal. Lerne heute die beiden Auswanderer und Verhütungsexperten näher kennen.

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Könnt Ihr Euch bitte kurz vorstellen? Wo seid Ihr online zu finden?

Marcus und Anne: Wir sind Marcus und Anne und wir bloggen seit 2011 über das Thema Kinderwunsch und hormonfreie Verhütung mit NFP Methoden auf unterschiedlichen Websites.

Bei NFP beobachten die Frauen ihren Zervixschleim und messen ihre Körpertemperatur, um die fruchtbaren Tage und den Eisprung im Zyklus zu bestimmen. Das Prinzip ist relativ einfach: Wenn du weißt, wann du fruchtbar bzw. nicht fruchtbar bist, kannst du das entweder zum Schwangerwerden oder zur Verhütung nutzen. Bei Kinderwunsch hast du ungefähr kurz vor dem Eisprung die höchste Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden.

Bei der hormonfreien Verhütung verhütet man an den fruchtbaren Tagen mit Kondom, Diaphragma – oder geht ins Kino ;D. An biologisch unfruchtbaren Tagen kann man logischerweise nicht schwanger werden. Wer mehr Infos möchte, kann sich entweder auf unserem Kinderwunsch Blog oder auch auf unserem Hormonfrei Verhüten Blog informieren.

Wie seid Ihr darauf gekommen, Euch mit Fruchtbarkeitswissen zu beschäftigen?

Anne: Ich habe im Jahr 2009 die Pille abgesetzt und mich nach hormonfreien und natürlichen Verhütungsmethoden umgeschaut. Ich wollte die Pille nicht mehr nehmen, weil ich kein gutes Gefühl mit den künstlichen Hormonen mehr hatte. Dann bin ich im Internet auf die symptothermale Methode (NFP) gestoßen. Ich fand diese Methode interessant, da sie sowohl hormonfrei als auch sicher ist.

Der Pearl Index der Methode liegt bei 0,4 und ist damit vergleichbar gut wie die Sicherheit der Pille. Ich probierte die Methode aus und war begeistert, was ich alles über meinen Körper neues erfahren habe. Ich stellte fest, dass sehr viele Menschen noch nie etwas von NFP gehört haben. Also setzte ich mir das Ziel, die symptothermale Methode bekannter zu machen.

Wir gründeten ein Unternehmen und fingen an, zu bloggen und YouTube Videos zu drehen. Mittlerweile hat unser Blog etwa 100.000 Besucher pro Monat überschritten und wir erhielten auch Presseanfragen von renommierten Zeitschriften und TV Anfragen. Somit tragen wir auf unserer Weise dazu bei, NFP bekannter zu machen, so wie wir es uns gewünscht haben. Ein Traum von uns ging in Erfüllung.

Habt Ihr im Bereich NFP eine Ausbildung gemacht?

Im Jahr 2013, etwas über ein Jahr nachdem wir mit den Bloggen angefangen haben, wollten wir unser Wissen auf solidere Füße stellen und Frauen in Kursen in die Methode einführen. Hierfür haben Marcus und ich eine zweijährige medizinisch-pädagogische Ausbildung zum Berater bzw. Beraterin der Natürlichen Familienplanung (NFP) erfolgreich abgeschlossen.

In dieser Ausbildung lernt man alles über natürliche Zyklen, Bestimmung der fruchtbaren Tage sowie Grundwissen über Kinderwunsch und hormonfreie Verhütung. Anschließend darf man Frauen und Männer in Offline-Kursen in die symptothermale Methode einführen. Dies haben wir auch rund zwei Jahre lang im Raum Berlin gemacht. Irgendwann bekamen wir sehr viele Anfragen über unseren Blog, ob wir nicht ein online Angebot machen können, da nicht alle Frauen NFP BeraterInnen in ihrer Nähe haben.

Dies haben wir dann realisiert und so kann man bei uns sowohl einen Online-Kinderwunsch-Kurs als auch einen Hormonfrei Verhüten Kurs buchen und mittels Videos und Email Begleitung die symptothermale Methode erlernen.

Habt ihr euch nach der Ausbildung weitergebildet?

Natürlich hört man nach der Ausbildung nicht auf, sich fortzubilden. Wir haben an zahlreichen Fortbildungen rund um das Thema Zyklus, unerfüllten Kinderwunsch und vieles mehr teilgenommen.

Ich (Anne) habe sogar noch eine weiterführende Ausbildung für die Leitung von Tagesworkshops bei jungen Mädchen im Alter von 10 bis 12 Jahren zur Einführung in den weiblichen Menstruationszyklus abgeschlossen. Hier schlüpfen die Mädchen in die Rolle der Hormone und gehen im Rahmen des Workshops auf eine spannende Zyklusreise, wo sie am Ende im großen Finale die Geburt künstlerisch erleben. Im kleinen Finale kommt die Menstruation, über die dann auch entsprechend aufgeklärt wird.

Etwa 30% der Mädchen geben nach dem Workshop in Fragebögen an, dass sie sich nun sogar auf ihre erste Blutung freuen. Fast alle anderen finden es danach völlig ok, ihre Tage zu bekommen. Schaut man sich an, wie viele Frauen aktuell über ihre Menstruation schlecht denken, ist das ein großer Erfolg. Die Leiterin des MFM Programmes Elisabeth Raith-Paula wurde mittlerweile für ihre Verdienste in der Aufklärungsarbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ich selbst finde das MFM-Programm großartig und möchte es daher auf diesem Weg weiterempfehlen.

Wie ist Eure eigene Kinderwunschgeschichte? Hattet Ihr Schwierigkeiten dabei, schwanger zu werden?

Nun im Rahmen unserer Ausbildung haben wir eine Fortbildung über das Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ besucht. Dort wurde uns unter anderem erklärt, dass ca. 10% der verheirateten Paare in Deutschland ungewollt kinderlos sind. Wir erfuhren auf der Fortbildung, wie stark die Frauen und Männer darunter leiden, wenn es nicht mehr oder sehr lange nicht klappt und sie sich teilweise damit abfinden müssen, dass sie niemals Kinder haben werden. Besonders überraschend für uns war zu erfahren, wie gering die Chancen mit Hilfe der Reproduktionsmedizin sind, schwanger zu werden.

Dass rund 25% der Frauen im Rahmen einer ICSI und IVF eine Fehlgeburt oder Eileiterschwangerschaft erleiden fanden wir persönlich erschreckend. Im Gegensatz dazu waren wir überrascht zu hören, dass NFP auch in schwierigen Fällen helfen kann, innerhalb von 8 Monaten schwanger zu werden. Hierzu gibt es mittlerweile gute Studien, die Hoffnung machen. Vor allem, da bei NFP keine Nebenwirkungen auftreten und die Fehlgeburtenrate aufgrund einer natürlichen Zeugung deutlich geringer ist.

Die größte Erkenntnis aus der Fortbildung war, dass die biologische Fruchtbarkeit mit dem Alter zurückgeht. Also theoretisch weiß das ja jeder Mensch, aber uns war es bis dahin überhaupt nicht bewusst und schon gar nicht, welche Auswirkungen das alles hat. Wir erfuhren, dass das optimale Alter zum Schwangerwerden zwischen 20 und 30 Jahren liegt. Jedoch das durchschnittliche Alter der Frauen beim ersten Kind bei 31 Jahren liegt und sich sogar immer weiter nach hinten verschiebt.

Somit werden viele Paare nicht mehr oder sehr schwierig schwanger, weil sie sich schlicht und einfach zu spät für ein Kind entscheiden. Nach der Fortbildung war uns beiden klar, dass wir uns nicht vorstellen können, ohne Kinder zu sein. Wir waren biologisch gesehen im besten Alter damals (Anne 26 und Marcus 29) und somit wollten wir trotz unsicheren beruflichen Verhältnissen, versuchen schwanger zu werden. Es hat bei uns dann auch relativ schnell dank NFP geklappt und ich bin mittlerweile zwei mal Mutter geworden.

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Was ratet Ihr Frauen, die unter unerfülltem Kinderwunsch leiden?

Das ist natürlich sehr individuell verschieden, da jedes Paar anders ist und andere Herausforderungen hat. Jedoch möchten wir schon ein paar Dinge mit auf den Weg geben.

Tipp #1: Schiebe deinen Kinderwunsch nicht auf

Das erste ist, dass wir allen Paaren empfehlen den Kinderwunsch nicht immer weiter nach hinten zu verschieben. Gute Chancen schwanger zu werden, hat man zwischen 20 und 35 Jahren. In diesem Alter werden die meisten Paare auch ohne großartige Hilfe schwanger, wenn sie keine Vorerkrankungen oder erschwerte Umstände mitbringen.

Tipp #2: Ab 35+ lohnt sich Lifestyle-Optimierung mehr denn je

Ab 35 Jahren ist es natürlich auch noch möglich, schwanger zu werden, allerdings sinkt hier die Wahrscheinlichkeit pro Zyklus schwanger zu werden. Dennoch gibt es gute Nachrichten für Frauen und Paare in dieser Altersgruppe. Du kannst zum einen, deine natürliche Fruchtbarkeit mit bestimmter Ernährung und deinem Lebensstil optimieren und deine Zellen damit sozusagen etwas „verjüngen“. Dies gilt sowohl für die Frauen als auch für die Männer.

Und zum anderen können wir dir mit der Zyklusbeobachtung zum Beispiel helfen, das Optimum aus deiner vorhandenen Fruchtbarkeit herauszuholen. Durch Sex zum Fruchtbarkeitsoptimum kannst du die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, steigern.

Tipp #3: Mache NFP bzw. beobachte deinen Schleim und deine Basaltemperatur

Wenn du schwanger werden möchtest, empfehlen wir dir deinen Zervixschleim sowie deine Basaltemperatur im Zyklus zu beobachten. Zur Messung der Basaltemperatur brauchst du ein spezielles Basalthermometer mit zwei Nachkommastellen (Die besten Basalthermometer für NFP 2021).

Zur Dokumentation kannst du eine App benutzen, in die du deine Eisprungzeichen eintragen kannst, hier empfehlen wir die Lady Cycle App für Android und die Lily App für das iPhone. Doch wie misst du deine Temperatur, wie bestimmst du deine fruchtbaren Tage?

Genau dazu haben wir ein Buch geschrieben, das eine Schritt für Schritt Anleitung in die symptothermale Methode inkl. Übungszyklen und Lösungen enthält. Ebenso sind dort Erfahrungsberichte von Frauen, die trotz schlechtem Spermiogramm, Gelbkörperschwäche, unregelmäßigen Zyklus, Schichtarbeit, Hashimoto, Endometriose, PCOS u.v.m. mithilfe von NFP schwanger geworden sind. Ein besonderes Augenmerk bei dem Buch liegt auch bei der Zyklusdiagnostik, mit der du aus deinen dokumentierten Zyklen Besonderheiten erkennen kannst, die einer Schwangerschaft im Weg stehen könnten.

Tipp #4: Nutze die Zyklusdiagnostik

In Heidelberg hat man in der größten Zyklusdatenbank der Welt rund 43000 Zyklus von über 2300 Frauen gesammelt. Aus dieser Datenbank wissen wir wie der optimale Zyklus zum Schwanger werden aussieht. Umgekehrt ist aber auch bekannt wie Zyklen von Frauen mit Gelbkörperschwäche, Ovarialinsuffienz, Endometriose, PCOS u.v.m. aussehen.

Ab 35 Jahren nehmen die Besonderheiten, die dem natürlichen Schwangerwerden im Weg stehen statisch zu. Bleiben diese Besonderheiten unbehandelt, können Frauen unter Umständen nur noch sehr schwer auf natürlichem Weg schwanger werden. Erkennt man sie dagegen schon früh durch Zyklusdiagnostik mit der NFP Methode und behandelt sie rechtzeitig mit Hilfe einer Ärztin oder Heilpraktikerin, so kann man seine Chancen natürlich schwanger zu werden erhöhen.

Tipp #5: Bitte nicht unbedacht irgendwelche Mittel einnehmen

Viele Frauen und Paare nehmen leider ohne vorherige Diagnostik irgendwelche Mittel zur Steigerung der Fruchtbarkeit ein. Klar ist es manchmal sinnvoll bestimmte Mittel zu nehmen. Allerdings sollte vorab eine Zyklusdiagnostik bzw. eine medizinische Untersuchung erfolgen. Viele Frauen und Paare wissen nicht, dass sie im Zweifelsfall sogar ihren natürlichen Zyklus zerstören können. Hier ist es besser, sich seine Zyklen anzusehen und danach zu entscheiden, ob eine bestimmte Therapie notwendig.

Tipp #6: Ernähre dich gesund

Eine gesunde Ernährung mit überwiegend biologischen, unverarbeiteten und pflanzlichen Lebensmitteln ist immer empfehlenswert. Allerdings muss man hier auch darauf hinweisen, dass nicht jeder Mensch die gleiche Ernährung braucht. Schließlich muss man sich bei Vorerkrankungen wie Endometriose anders ernähren, als wenn man eine Zyklusbesonderheit wie PCOS oder eine Autoimmunerkrankung in sich trägt. Hier geht es bei der Ernährung auch darum, die jeweilige Zyklusbesonderheiten in den Griff zu kriegen etc. Auch hier ist es manchmal empfehlenswert, eine Ernährungsberaterin aufzusuchen oder ein Fachbuch zu lesen.

Tipp #7: Verbessere die Qualität deiner Eizellen

Die Eizelle ist die größte Zelle des menschlichen Körpers und theoretisch mit dem bloßen Auge sichtbar. Sie wird im Eierstock in einem komplexen natürlichen Prozess aus den Eibläschen gebildet. Nun muss man nun verstehen, dass eine 38 jährige Frau auch 38 Jahre alte Eizellen besitzt. Wir wissen aus der Mikrobiologie heute schon sehr viel darüber, warum die Fruchtbarkeit der Frauen mit dem Alter zurückgeht und was die Eizellenqualität positiv beeinflusst.

Man unterscheidet hier zurecht zwischen dem biologischen und der numerischen Alter der Frau. Dies erklärt auch, warum einige Frauen mit über 40 Jahren noch sehr einfach Kinder bekommen und andere eben nicht. Somit ist es sinnvoll ab 35+ den Prozess der Eireifung positiv zu unterstützen. Falls du dich mehr dafür interessierst, können wir dir das Buch von Dr. Darja Wagner zur Verbesserung der Eizellenqualität empfehlen. (Schau direkt mal hier vorbei: Eizellqualität verbessern: 7 Tipps, wie Du „Pimp my eggs“ praktizierst)

Tipp #8: Reduziere den Stress und mache Gesundheitssport

Nun ist es hinlänglich bekannt, dass Stress den Körper und somit auch den Zyklus sowie die Fruchtbarkeit negativ beeinflusst. Dies ist auch in zahlreichen Studien belegt worden. Durch Meditation, Yoga und Gesundheitssport kannst du sowohl den Stress reduzieren als auch den natürlichen Zyklus und die Fruchtbarkeit stärken. Dieser Tipp ist übrigens für Männer ebenso wichtig, da nachweislich die Spermienbildung in ruhigen Zeiten besser funktioniert. Kein Wunder, dass daher viele Paare im Urlaub schwanger werden. Es lohnt sich ganz bestimmt, sich mal über Fruchtbarkeitsyoga oder Hormonyoga zu informieren. Doch Vorsicht: Gesundheitssport ist KEIN Leistungssport. Leistungssport kann den Zyklus negativ beeinflussen. So gibt es viele Leistungssportlerinnen, die in ihrer aktiven Karriere kaum noch einen Zyklus haben.

Tipp #9: Die Natürliche Fruchtbarkeit ist stärker als du glaubst

Klar ist es so, dass es Fälle gibt wo die Reproduktionsmedizin der letzte Weg ist. Jedoch wissen wir nun aus zahlreichen Gesprächen und Interviews mit Betroffenen, dass unzählige Frauen trotz Diagnose unfruchtbar natürlich schwanger geworden sind. Ein schönes Interview auf YouTube haben wir mit Andrea Tänzer geführt, welche trotz PCOS und Diagnose unfruchtbar nach erfolgloser ICSI mit 35 Jahren natürlich schwanger geworden ist.

Tipp #10: Lasse dich von einem Arzt untersuchen

Wenn es nach 6 bis 12 Monaten trotz NFP nicht klappt, empfehlen wir dir einen Arzt oder eine Ärztin hinzuziehen, um die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch abzuklären. Je besser die Diagnostik ist, desto besser ist auch die Therapie. Hier sollten sich nicht nur die Frauen untersuchen lassen, sondern auch die Männer, damit man gezielt an den Ursachen, warum es nicht klappt, arbeiten kann. Es sei hier gesagt, dass auch ein schlechtes Spermiogramm nur eine Momentaufnahme ist und man durchaus auch hier auf natürlichem Weg schwanger werden kann. In diesem Zusammenhang möchten wir das Interview mit Stefanie Metzger auf unserem Youtube Kanal empfehlen, die mit ihrem Mann trotz einem sehr schlechtem Spermiogramm auf natürlichem Weg schwanger geworden ist.

Wie weit würdet Ihr persönlich bei der Behandlung eines unerfüllten Kinderwunsches gehen?

Wir sind in diesem Punkt sehr konservativ. Wir würden, nach allem was wir wissen, höchstwahrscheinlich gar keine Methoden der Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen. Wir können uns allerdings gut vorstellen, einen kleinen Menschen zu adoptieren, um ihm ein neues Zuhause zu geben.

Nach allem, was wir wissen, sehen wir ebenso gute Chancen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Wenn es trotzdem nicht klappt, dann würden wir damit leben. Jedoch lässt sich das für uns auch leicht sagen, da wir bereits zwei Wunschkinder haben, die uns mit so viel Glück und Liebe erfüllen. Uns ist bewusst, dass nicht alle Frauen und Paare so handeln und wir akzeptieren natürlich, dass für einige Paare die Reproduktionsmedizin ein Weg sein kann.

Den Trend, dass heute bereits schon jedes 10. Kind mithilfe der  Reproduktionsmedizin entsteht und in 30 Jahren, wenn die Entwicklung so weiter geht, über 50 % der Kinder „aus dem Reagenzglas“ kommen, finden wir bedenklich. Dies ist einer der Gründe, warum wir uns so stark für den natürlichen Weg einsetzen.

Wie verhütet Ihr?

Wir verhüten hormonfrei mit NFP. An den fruchtbaren Tagen nutzen wir ein Kondom, um zu verhüten.

Wenn eine Frau die Pille absetzen und auf hormonfreie Verhütung umsteigen will, ist das häufig mit Unsicherheit verbunden. Habt ihr eine Empfehlung für die Wahl der richtigen Methode?

Nun, erstmal empfehle ich (Marcus) jeder Frau, sich mal die Verpackungsbeilage der Pille durchzulesen. Anschließend sollte jede Frau mal die Website Risiko-Pille.de besuchen und sich die Fallzahlen von Frauen, die wirklich schwerste Nebenwirkungen hatten, durchlesen. In Deutschland sind ca. 69 Frauen bestätigt durch die Pilleneinnahme gestorben.

Die Zahl der Frauen, die starke Nebenwirkungen für ihr ganzes Leben haben, ist noch sehr viel größer. Auf der Seite finden sich mittlerweile über 250 Erfahrungsberichte von Frauen, die unter erheblichen Folgen leiden oder tatsächlich verstorben sind. Wem das noch nicht reicht, sollte Celine und Pille in einer Suchmaschine eingeben und die entsprechenden Artikel von dem Fall durchlesen.

Danach sind die meisten Frauen und Paare schnell bereit, offen über Alternativen zur Pille nachzudenken und auch aktiv mit voller Kraft den Weg der hormonfreien Verhütung zu gehen. Für interessierte Frauen haben wir auf unserem Blog die „5 besten hormonfreien Verhütungsmethoden“ zusammengestellt. (Natürliche Verhütung: Welche hormonfreie Methode ist sicher?)

Ihr beschäftigt Euch mit unzähligen Themen rund um den weiblichen Zyklus. Gibt es Dinge, die Euch selbst lange unbekannt waren oder überrascht haben?

Meine größte persönliche Überraschung war, dass ich bei meinem zweiten Kind in meinem Schwangerschaftszyklus ganz regulär meine Periode bekommen habe. Ich hatte bis dahin nicht geglaubt, dass so etwas wirklich möglich ist – und dann ist es mir selbst passiert. Kann man wirklich schwanger sein, wenn man eine Blutung bekommen hat? Ja, es geht. Zwar sind die Ursachen für das Phänomen noch weitgehend ungeklärt, aber es gibt seltene dokumentierte Fälle, die das bestätigen. Das ausgerechnet ich, als Fruchtbarkeitsberaterin und NFP Anwenderin einen solchen Schwangerschaftszyklus mit Periode erleben konnte, halte ich für ein großes Geschenk.

Seid ihr der Meinung, dass sich jede Frau mit ihrem Zyklus und NFP beschäftigen sollte? Wenn ja, warum?

Ja, ich finde schon, dass es sehr viel Sinn macht, wenn jede Frau mal ihren Zyklus genauer betrachten würde. Aber natürlich kann man niemanden dazu zwingen – es muss schon freiwillig und aus eigenem Interesse passieren.

Der Zyklus gehört zum Frausein dazu. Es gibt Frauen, die seit der Pubertät die Pille nehmen und erst nach der Menopause absetzen. Diese Frauen haben im Prinzip so gut wie nur den künstlichen Pillenzyklus erlebt, welcher immer 28 Tage dauert oder hast keinen, wenn sie die Pille durchgängig genommen haben. In Wirklichkeit dauert der Zyklus in den meisten Fällen 23 bis 35 Tage.

Ebenso wird im Pillenzyklus der Körper künstlich in der zweiten Zyklushälfte gehalten. Mit der Pille hast du also keinen wirklichen Zyklus mit Eireifungsphase, Eisprung und Gelbkörperphase. Wer nur die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmethoden nimmt, hat nie erlebt, wie sich ein natürlicher Zyklus anfühlt.

Viele Frauen beschreiben auch eine Libidosteigerung nach dem Absetzen der Pille. Wir Frauen sind zyklische Wesen und ich finde wir sollten uns die Zeit nehmen, das zu erkunden. Viele Frauen, die NFP in den ersten Zyklen anwenden, sind total begeistert, so viel über sich selbst zu erfahren. Ich kann deshalb nur alle Frauen ermutigen, es mal auszuprobieren.

Herzlichen Dank, Anne und Marcus, für die spannenden Informationen und den Einblick in Eure Arbeit und Euer Privatleben. 

Quellen:

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  1. Frank-Herrmann P, Heil J, Gnoth C, Toledo E, Baur S, Pyper C, Jenetzky E, Strowitzki T, Freundl G. The effectiveness of a fertility awareness based method to avoid pregnancy in relation to a couple’s sexual behaviour during the fertile time: a prospective longitudinal study. Hum Reprod. 2007
  2. Gnoth C, Godehardt D, Godehardt E, Frank-Herrmann P, Freundl G. Time to pregnancy: results of the German prospective study and impact on the management of infertility. Hum Reprod. 2003 Sep;18(9):1959-66. doi: 10.1093/humrep/deg366. PMID: 12923157.
  3. Frank-Herrmann P, Jacobs C, Jenetzky E, Gnoth C, Pyper C, Baur S, Freundl G, Goeckenjan M, Strowitzki T (2017) Natural conception rates in subfertile couples following fertility awareness training. Arch Gynecol Obstet 295: 1015-24. https://doi.org/10.1007/s00404-017-4294-z

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