Viele Frauen schwören Stein und Bein, dass sie die Einnistung gefühlt hätten. Ein leichter Schmerz, zum Zeitpunkt der Nidation, hätte ihnen Gewissheit über die Schwangerschaft gegeben. Die Wissenschaft liefert bisher keine entsprechenden Hinweise. Gibt es also den mysteriösen Einnistungsschmerz überhaupt oder ist er Fake News?
Wie funktioniert die Einnistung?
Wer sich näher mit der Entstehung menschlichen Lebens befasst, der steht staunend vor den Wundern der Natur. Dabei ist der Prozess der Einnistung1 so komplex, dass er bis heute nicht vollständig wissenschaftlich geklärt ist.
Fest steht, dass der Eileiter eine reife Eizelle ausstößt. Diese verschmilzt auf ihrem Weg zur Gebärmutter mit einer oder mehrere Spermien. Die befruchtete Eizelle, auch Blastozyste genannt, fängt an Tag 5 nach Befruchtung an, mit der Gebärmutter zu kommunizieren. Sie stößt dafür einen bestimmten Botenstoff aus. Der Uterus antwortet ebenfalls mit Botenstoffen wie dem Schwangerschaftshormon hCG. Das Gespräch zwischen Eizelle und Gebärmutter wird im Fachjargon embryo-maternaler Dialog genannt. Ist es nicht faszinierend, dass Dein Körper bereits wenige Tage nach der Befruchtung mit Deinem Nachwuchs kommuniziert?
Zwischen dem 6. und 8. Tag nach Befruchtung findet die Einnistung tatsächlich statt. Hierbei wird unter anderem die Grundlage für die spätere Plazenta gelegt. Für die Einnistung muss sich zunächst die feine Glashaut der Eizelle ablösen. Anschließend klebt sich das Ei an die Schleimhaut der Gebärmutter. Zwischen dem 7. und 12. Tag nach dem Eisprung dringt die Eizelle noch weiter in die Gebärmutterwand vor. Ab dem 10. Tag ist sie vollständig eingenistet. Die Implantation ist abgeschlossen.
Du kannst versuchen, einen ersten Schwangerschaftstest durchzuführen. Besonders sensitive Modelle können bereits jetzt bei einigen Frauen feststellen, ob sie tatsächlich schwanger sind oder nicht. In den ersten Tagen der Schwangerschaft solltest Du einen Test mit einer Empfindlichkeit von 10 mlU/ml in Bezug auf das Hormon hCG wählen.
Was ist der Einnistungsschmerz?
Zwischen dem 4. und 7. Tag nach dem Eisprung tritt bei einigen Frauen ein leichtes Ziehen in der Unterbauchregion auf. Die Beschwerden fallen bei ihnen mit der Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut zusammen. Deshalb werden sie als Nidationsschmerzen bezeichnet. Besonders häufig scheinen Frauen mit Kinderwunsch die Einnistungsschmerzen wahrzunehmen. Wissenschaftliche Beweise gibt für die Erscheinung bisher nicht. Leidest Du tatsächlich unter Schmerzen bei der Einnistung der befruchteten Eizellen, handelt es sich dabei um erste, sehr frühe Schwangerschaftsanzeichen.
Weitere Symptome einer Schwangerschaft in den ersten Tagen und Wochen sind:
- Leichtes Unwohlsein
- Ziehen in den Brüsten
- Verstärktes Hungergefühl
Zusätzlich kann es zu einer leichten Blutung kommen. Sie wird als Einnistungs- oder Nidationsblutung bezeichnet.
Wie fühlt sich der Einnistungsschmerz an?
Die Betroffenen sprechen meist von leichtem Ziehen oder einem Piksen. Sie spüren die Beschwerden in der Regel im unteren Bauchraum, insbesondere im Bereich der Gebärmutter. Der Einnistungsschmerz wird vom Großteil der Frauen nur leicht gespürt, weshalb der Begriff „Schmerz“ etwas überzogen ist. Wenn man sich überlegt, dass der Embryo und die befruchtete Eizelle noch so winzig klein sind, dass sie nur unter speziellen Mikroskopen erkannt werden können, dann wird klar, dass keine massiven Beschwerden bei der Einnistung ausgelöst werden können.
Falls Du keine Schmerzen zum entsprechenden Zeitpunkt spürst, kann sich trotzdem eine befruchtete Eizelle eingenistet haben. Jede Frau und jeder Körper ist unterschiedlich, weshalb auch die Symptome verschieden sind. Übrigens hat der Einnistungsschmerz keinerlei Einfluss auf den weiteren Verlauf der Schwangerschaft.
Ist der Einnistungsschmerz einseitig?
Einige Tage nach dem Eisprung hast Du einen leichten Zug im Unterleib gespürt? Die Schmerzen waren allerdings nur einseitig. Nun tauchen vielleicht die Fragen auf, ob es sich dabei um die Anzeichen für eine Schwangerschaft handeln könnte? Eigentlich markiert eher ein mittiger oder nicht eindeutig lokalisierbarer Schmerz die Einnistung. Symptome, wie ein einseitiges Ziehen im Unterleib, sprechen eher dafür, dass Deine Periode bald beginnt.
Wie lange dauert der Nidationsschmerz?
Sowohl die Dauer, als auch die Intensität der Einnistungsschmerzen wird von Frau zu Frau unterschiedlich empfunden. Wer den Kommentar einiger Betroffener in einschlägigen Foren studiert, erfährt, dass die Symptome sich über wenige Minuten bis Stunden ziehen. Andere wollten tagelang die Einnistung spüren.
Welche Verwechslungsgefahren bestehen?
Der Einnistungsschmerz beginnt meistens vier bis sieben Tage nach dem Eisprung. Damit Du herausfindest, wann die letzte Ovulation passiert ist, schau Dir einfach die letzten Zyklen an. Wenn diese etwa gleichlang waren, kannst davon ausgehen, dass der Eisprung etwa in der Mitte dieses Zeitraums stattgefunden hat. Deine Erkenntnisse überträgst Du auf den letzten Monat und weißt ungefähr, wann der Eileiter das Ei ausgestoßen hat.
Findet der Schmerz etwa 4 – 7 Tage nach dem vermuteten Eisprung statt, könnte das ein Zeichen sein, dass Du schwanger bist. Du hast möglicherweise tatsächlich das Einnisten gespürt. Ansonsten gibt es zwei weitere Gelegenheiten, bei denen Beschwerden auftreten, die mit dem Einnistungsschmerz verwechselt werden:
- Wenn Schmerzen etwa zur Mitte des Zyklus auftreten, kann das ein Anzeichen für den Eisprung sein. Manche Frauen vernehmen dann ebenfalls ein leichtes Zeihen im unteren Bauchraum. Handelt es sich um Symptome des Eisprungs, spricht man vom Mittelschmerz.
- Treten die Bauchschmerzen später als eine Woche nach der Ovulation auf, stecken eher Anzeichen für die anstehende Periode dahinter. Es handelt sich um Regelschmerzen.
Was versteht man unter Einnistungsblutung?
Hast Du nach dem Follikelsprung eine leichte Blutung, kann es sich um die sogenannte Einnistungsblutung handeln. Teilweise verwechseln Frauen diese mit der Regelblutung. Dabei ist sie weit weniger intensiv und dauert normalerweise nur wenige Stunden bis Tage. Durch die Verwechslung kann eine Schwangerschaft zunächst unentdeckt bleiben.
Die leichte Blutung der Frau entsteht dadurch, dass das Endometrium der Gebärmutterschleimhaut eine kleine Verletzung erfährt. Diese passiert im Rahmen der Einnistung. Wann das genau geschieht, ist individuell unterschiedlich, geht aber mit dem Nidationszeitraum einher.
Wenn Du gezielt auf ein Baby hinarbeitest, spürst Du sicher genau in Deinen Körper hinein. Falls Du unter sehr starken Blutungen leidest, ist es wichtig, den Arzt aufzusuchen. Insbesondere, wenn ungewöhnlich heftige Schmerzen dazukommen. Gerade in den ersten Schwangerschaftswochen, bis zur 5. SSW, kommt es häufig zu spontanen Abgängen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass rund 50 Prozent der Schwangerschaften2 in diesem Zeitraum natürlich enden. Solltest Du zuvor bereits einen positiven Schwangerschaftstest gemacht haben, dann wiederhole ihn. Sollte er jetzt negativ ausfallen, sei bitte nicht zu traurig. Es gibt Optionen, die Einnistungswahrscheinlichkeit zu erhöhen.
Wie kannst Du die Einnistung begünstigen?
Du wünschst Dir sehnlichst eine eigene Familie? Bisher hat die Erfüllung von Deinem Kinderwunsch leider nicht geklappt? Es gibt verschiedene Gründe, warum Du nicht schwanger wirst. Die Ursachen müssen im Einzelnen genau erforscht werden. Scheint es beim Einnistungsvorgang Probleme zu geben? Du kannst selbst auf die Sprünge helfen!
Tipps, wie Du gegen Einnistungsversagen3 natürlich vorgehen kannst:
- Gesunde Lebensweise: Achte bitte darauf, Dich mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen. Eine gute Zusammensetzung von Kohlenhydraten, Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Fetten ist notwendig, damit sich ein Embryo entwickeln kann. Verzichte auf Alkohol, Nikotin und Drogen.
- Kaffee: Einige Quellen raten komplett auf den Verzicht von Kaffee. Andere meinen, dass ein bis zwei Tassen täglich völlig okay sind.
- Flüssigkeitsversorgung: Trinke mindestens zwei Liter Wasser am Tag. Bei heißem Wetter dürfen es auch mehr sein.
- Bewegung: Sanfte Bewegung tut Dir gut. Dagegen solltest Du Dir Hochleistungssport, das Tragen schwerer Lasten, intensives Fahrradfahren und Treppensteigen besser verkneifen.
- Hitze vermeiden: Es wird empfohlen keine heißen Bäder zu nehmen und nicht in die Sauna zu gehen.
- Stress: Mach Dich nicht wahnsinnig wegen der Schwangerschaft. Meist ist es kontraproduktiv sich unter Druck zu setzen. Stresshormone können den kompletten Hormonhaushalt durcheinander wirbeln. Schraube deshalb auch im Job zurück, wenn Du dort unter großer Belastung stehst.
- Geschlechtsverkehr: Hier kommt es zu genau gegensätzlichen Aussagen. Die einen Stimmen meinen, dass Geschlechtsverkehr den Einnistungsprozess fördert, die anderen denken, dass er eher problematisch sei.
- Strahlung: Versuche Handys, Tablets und Laptops nicht in Beckennähe zu benutzen.
- Toilettengang: Zu starkes Pressen können den Einnistungsablauf behindern.
Welche Methoden wirklich bei der Einnistung helfen, ist genauso wenig eindeutig geklärt, wie der Einnistungsschmerz selbst. Meiner Meinung nach ist es entscheidend, dass Du Dich wohlfühlst, sowohl in Deinem Körper, als auch mit Deinem Leben. Liebe, was Du tust und genieße jeden Tag, selbst wenn das Baby auf sich warten lässt. Je ausgeglichener Du bist, desto schneller wird es mit dem Nachwuchs klappen.
Konntest Du bei der Einnistung Schmerzen spüren? Schreib uns doch einen Kommentar und berichte, wie sie sich angefühlt haben und ob Du sofort wusstest, dass Du schwanger bist.
Literatur und Quellen zum Beitrag „Einnistungsschmerz: Mythos oder Wirklichkeit?“:
1 Definition-Nidation, in DocCheck Flexikon, von Dominic Prinz, https://flexikon.doccheck.com/de/Nidation, Seite zuletzt besucht am 17.12.19
2 Häufigkeit von Fehlgeburten, UKB Universitätsklinikum Bonn,Link: https://www.kinderwunsch-uk-bonn.de/wiederholte-fehlgeburten/haeufigkeit-von-fehlgeburten/, Seite zuletzt besucht am 17.12.2019 (Seite am 05.06. nicht mehr verfügbar) alternative Quelle: netdoktor.de
3 Einnistungsversagen – was hilft? Kinderwunschzentrum Obruca & Strohmer | Goldenes Kreuz, https://www.kinderwunschzentrum.at/behandlung/spezial-methoden/einnistungsversagen/, Seite zuletzt besucht am 17.12.19